Chris

„Chris, ich habe so Angst, dass du mal zum Messer greifst und etwas schreckliches passiert“ sagte meine Oma zu mir. Ich war damals ca. 14 Jahre alt und sie meinte die schrecklichen Familienverhältnisse, wo Unverständnis und Unvermögen, Hass und lauter Streit, Alkohol und Gewalt zu meinem Alltag gehörte. Ja, ein paar Jahre später gebrauchte ich das Messer dann tatsächlich. Nicht um mich zu wehren oder wen zu beschützen, gar zu verletzen oder zu töten, sondern schnitt meine alkoholisierte Mutter noch rechtzeitig vom Strick runter, der ihr bereits den Atem nahm. Monate später ebenfalls meinen Stiefvater, gleiche Situation und zum Glück auch ohne gesundheitliche Folgen.

Ich durfte trotz alledem eine Bewahrung und ‚normale‘ Entwicklung erfahren. Auch im heutigen Wissen, dass da jemand war, der mich im Gebet unter Gottes Schutz stellte, einfach an mich dachte.
War es nicht meine Großmutter, die mir im ungefähren Alter von 4-5 Jahren sagte, nachdem ich ärgerlich weinte und den verflixten Gürtel nicht zubrachte, ich bräuchte nur zu Gott beten und dann hilft er mir. In meiner kindlichen Einfalt machte ich das, bat Gott um Hilfe und siehe da, es ging ganz leicht. Von da an war Gott für mich einfach eine Realität.

Mit 14 wurde ich konfirmiert und da erfuhr ich von diesem Jesus, der da stellvertretend starb. Ich wusste damit zwar noch nicht genau, was das für mich bedeuten soll, aber wenn es notwendig sein soll (dachte ich mir im Gebet mit Gott), dann will ich an Jesus glauben und danke im mal vorbeugend für seinen Einsatz. Später im evang. Jugendkreis hörte ich mehr von und aus der Bibel und ich konnte durch die tristen Verhältnisse zu Hause vieles anders, vielleicht tiefer verstehen. Ich lernte z.B. den Eltern ihr Unvermögen zu verzeihen oder von meinem Lohn als Lehrling oder was ich sonst so an Geld geschenkt bekam, etwas für die dritte Welt u.a. wegzugeben (den sogenannten 10ten). Dies kann ich bis heute aus freien Stücken praktizieren, ohne innere Gegenforderungen oder sonst was.
Gleichzeitig erfuhr ich in meinem Leben viel Freude, Anerkennung, Angenommen Sein, usw..
Ich engagierte mich neben meinem Job in diversen sozialen Bereichen und trotz vieler Mühen, Einsätze und Krisen im Unternehmen, Familie oder Mikrokosmos der Gesellschaft durfte ich immer wieder die Hilfe erfahren, wie es auch in meinem Konfirmationsbibelspruch heißt: „Alle eure Sorge werfet auf ihn, den er sorgt für euch.“ 1. Petrus 5/7
Heute mit meinen 53 Jahren spreche ich von Gottes Segensspuren.
Seit 30 Jahren verheiratet, zwei erwachsene Kinder, seit 37 Jahren mit unterschiedlichen Berufen in der gleichen Firma, zum 50er gönnte ich mir nebenberuflich ein Soziologiestudium usw.
Drei Verse, die mich während der Aktionsforschung begleiteten und in der Diplomarbeit Eingang fanden, möchte ich noch anführen:

„… ein Stamm, der bestimmt ist, geradlinig aufzuwachsen,
überwindet alle Irrungen nach rechts und links und schießt,
sich selber überlassen, wieder nach oben.“      Th. Fontane

Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.“   J. Ruskin

Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken
und eure Wege sind nicht meine Wege.
Jesaja 55,8

Gott ist mein Schöpfer und er oder Jesus meint es eigentlich sehr gut mit mir. Wenn ich auf ihn höre, mich unter seine Obhut stell, ihn einfach gern habe, dann gelingt das Leben und ergibt einen Sinn – für mich, für andere, für die Welt.

 

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